*die erste Seite wurde mit den Worten: "Der Bürger und die Wache. Ein Ansatz zur manuellen Argumentation" bemalt.*

Thema: Vorgehen und Durchsetzung von Maßnahmen bei Widerstand.


Verfasser: Obergefreiter Gerard Hedloff

Vorwort:

Immer wieder kommt es dazu, dass Wachsoldaten bei der Ausübung ihres Dienstes auf ein Gegenüber treffen, das zum Teil unverhohlen aggressiv auf sie reagiert. Dennoch ist es ihre Pflicht, die zur Durchsetzung des Rechts und Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung notwendigen Maßnahmen zu setzten. Diese Maßnahmen werden im Notfall auch mit Gewalt durchgesetzt.

Die Ausarbeitung widmet sich der Art der Durchsetzung dieser Maßnahmen und soll einen Abriss über möglich Lösungsansätze für das Brechen eines Widerstands geben.

Da ein einheitliches Ausbildungsniveau für ein gemeinsames und effektives Handeln in der Streifengruppe essentiell ist, wird auch auf Möglichkeiten eingegangen, Wachsoldaten in diesem Bereich zu schulen.

Die vorgestellten Handlungskonzepte wurden unter der förmlichen Leitung des Hauptmanns von Schaffdegen durch Leutnant Bordiehl, Fahnenjunker Schmalwehr und Hauptgefreiten Schrimach entwickelt.

Ziel der Entwicklung war eine Vereinheitlichung des Einschreitens aller Wachsoldaten.

Nach dem Motto „Weniger ist Mehr“ wurden alle Techniken und Verhaltensweisen bis auf das Wesentliche reduziert und unter reellen Einsatzbedingungen, auch unter erheblichem körperlichen Widerstand, erprobt.

Das System wurde bewusst so konzipiert, dass es dem Anwender technische Fehler „verzeiht“, solange die vorgesehene Strategie eingehalten wird. Der Kommunikation mit dem Gegenüber, auch unter körperlicher Belastung, wurde ein besonders hoher Stellenwert eingeräumt.

I. Theoretischer Teil:

1. Rechtliches:

1.1 Was ist Widerstand:

Definition: Widerstand ist jede Handlung die darauf abzielt die Maßnahme eines Wachsoldaten oder einer dazu bestimmten Hilfsperson zu erschweren oder zu verhindern.

Dies kann sowohl einfaches Sperren als auch ein massiver Angriff auf einen Wachsoldaten beinhalten.

1.2 Einschlägige Gesetzte:

§4.8 Widerstand gegen die Wache

Und

§3.1 Schwerer Fall Widerstand gegen die Wache seiner Majestät

Ebenfalls können folgende Straftaten beinhaltet sein:

§2.1 Mord
§2.2 Totschlag
§2.6 Schwerer Körperverletzung
§3.1.1 Beleidigung einer Amtsperson
§3.3 Tätlicher Angriff
§3.3.1 Bewaffneter Angriff
§3.3.2 Körperverletzung
§3.3.3 Nötigung

Warum Nötigung? Durch das androhen des Widerstands soll die Handlung der Wache erzwungen werden von der Maßnahme abzusehen.

1.3 Was "begeht" ein Wachsoldat, der einen Widerstand bricht?

Totschlag
Freiheitsberaubung
Schwere Körperverletzung
Tätlicher Angriff
Bewaffneter Angriff
Körperverletzung
Nötigung

Sein Handeln ist jedoch gerechtfertigt. Der Rechtfertigungsgrund lautet:

Recht durch königliches Amt. Handlungen, die der Durchsetzung des geltenden Rechts dienen und von jemandem ausgeführt werden, der von Amts wegen hierzu befugt ist, sind nicht strafbar. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel muss hierbei gewahrt werden.

2. Allgemeines:

2.1 Was ist notwendig um einen Widerstand zu brechen:

2.1.1 Innere Einstellung:

Kampfgeist, Durchhaltevermögen, Aggressivität unf auch das Einfügen in die Befehlskette sind unerlässlich um einen plötzlichen und unerwarteten Angriff zu überstehen und danach die Handlungshoheit wieder zu erringen oder eine Festnahme schnell und effektiv durchzuführen. Sollte es an der inneren Einstellung des Wachsoldaten scheitern, sind alle anderen im Folgenden aufgeführten Punkte bedeutungslos.

2.1.2 Taktik:

Wissen über das Handeln als Gruppe, die Aufgabenteilung und grundlegende Regeln des taktischen Vorgehens befähigen den Wachsoldaten dazu auch einem körperlich überlegenen Gegenüber Herr zu werden.

2.1.3 Praktische Fähigkeiten:

Das richtige Verhalten im Nahkampf und mit dem Schwert, sicherer Umgang mit der Schusswaffe, erweiterte Kenntnisse der Erste Hilfe und Kommunikationsfähigkeit ermöglichen dem Wachsoldaten die Gefahr einer Verwundung zu reduzieren.

2.1.4 Ausrüstung

Waffen, Rüstzeug, Handeisen und Gnomcorder schützen den Wachsoldaten und bieten ihm das Handwerkszeug um seine Aufgabe zu erfüllen. Sie sind von jedem Wachsoldaten selbstständig und eigenverantwortlich in Stand zu halten.

2.2 Möglichkeiten:

2.2.1 Wichtigstes Einsatzmittel:

Kommunikation mit dem Gegenüber und zwischen den Wachsoldaten, sowie Vorgesetzten mittels Gnomcorder.

Sowohl nonverbales als auch verbales Einwirken auf das Gegenüber beschäftigt dieses und zwingt ihn auf die Wachsoldaten zu reagieren.

Der Agierende ist dem Reagierenden steht's überlegen.

Das bedeutet: Selbstsicheres, professionelles und souveränes Auftreten sichern dem Wachsoldaten bereits im Vorfeld die Handlungshoheit und entschärfen viele Konflikte.

Ein sauberer, korrekter Dienstanzug und korrekte Umgangsformen sind daher Pflicht. Das professionelle Auftreten kann Solidarisierungen durch unwissende Dritte verhindern.

Klare und deutliche Ansprachen in Verbindung mit Androhung der Konsequenzen bei Nichtbefolgung von Weisungen sorgen für Transparenz und sichern den Wachsoldaten rechtlich ab.

2.2.2 Weitere Einsatzmittel:

Körperliche Gewalt:

Schläge; Tritte; Würfe; Griffe etc. stellen die niedrigste Stufe der Gewaltanwendung dar.

Auch einfaches Fassen der Arme und Ziehen am Gegenüber ist bereits körperliche Gewalt.

Hilfsmittel der körperlichen Gewalt:

Diensthunde; Schilde etc. können eingesetzt werden um schwerere Angriffe zu unterbinden, wo Waffengewalt noch nicht angebracht ist.

Waffen:

Schwerter; Dolche; Schusswaffen etc. kommen zum Einsatz wenn das Gegenüber durch schwerste Gewaltanwendung Wachsoldaten oder Dritte in die Gefahr des Todes oder einer erheblichen Gesundheitsschädigung bringt, oder es von einem Vorgesetzten angeordnet wird.

3. Präventives Handeln:

3.1 Kommunikatives Einwirken auf das Gegenüber:

Das Gegenüber muss dauerhaft mental beschäftigt werden, so dass die Planung eines Angriffs erheblich erschwert wird.

3.1.1 Deeskalation:

Sowohl durch aggressive (durch Androhen von Gewalt bei Widerstand, zeigen Zahlenmäßiger Überlegenheit) als auch durch passive (beschwichtigen und beruhigen des Gegenübers) Deeskalation kann eine Widerstandshandlung bereits im Vorfeld unterbunden werden.

3.2 Sinnvolles Positionieren:

Die beiden einschreitenden Wachsoldaten positionieren sich in einer Art V-Position zum Gegenüber. Dabei bilden die Wachsoldaten die beiden oberen Punkte des V, während das Gegenüber die Spitze darstellt. Es ist sinnvoll, mögliche Fluchtwege schon im Vorfeld, durch taktisch günstiges positionieren weiterer Wachsoldaten, abschneiden.

Während dem Gespräch mit dem Gegenüber sollten die Hände vor dem Körper etwa auf Brusthöhe gehalten werden, um rechtzeitig auf Angriffe reagieren zu können.

Die Hände gehören keinesfalls eingehakt an den Gürtel. Der einzige Grund für die Positionierung der Hände am Gürtel ist das zugreifen auf Einsatzmittel.

3.3 Beobachten des Umfeld:

Eventuelle Solidarisierungen durch Unbeteiligte sollten frühstmöglich erkannt werden, so dass das Einschreiten der eingesetzten Wachsoldaten durch zusätzliche Kräfte abgesichert werden kann. Das Einsatztaktische Ziel sollte sein, durch zusätzlich verständigte Unterstützung, Zusammenrottungen frühzeitig auflösen.

3.4 Achten auf Vorangriffsverhalten:

3.4.1 "Hundert-Meter-Starren", einsilbige Antworten:

Das Gegenüber ist geistig bereits damit beschäftigt sein weiteres Vorgehen zu planen und blickt im Normalfall "durch" den Wachsoldaten hindurch. Auf Fragen wird nicht mehr richtig geantwortet.

3.4.2 Fahriges Umhersehen:

Dadurch werden mögliche Fluchtwege, Zeugen und Unterstützer ausgekundschaftet und der Angriff geplant.

3.4.3 Hände wandern zum Kopfbereich:

Das Gegenüber kratzt sich im Gesicht oder streicht sich durchs Haar um eine Deckung aufzubauen.

3.4.4 Zurücksetzen eines Beines:

Das Gegenüber nimmt bereits hier eine Kampfstellung ein. Spätestens hier muss die Handlungshoheit durch eventuelles Greifen der Arme des Gegenübers wiedererlangt werden.

3.4.5 Zurücknehmen einer Schulter, eventuell deuten nach hinten:

Dies dient "Aufladen" der Schlaghand um einen überraschenden Erstschlag führen zu können. Häufig in Verbindung mit einer belanglosen oder gar sinnlosen Frage um den Angegriffenen für Sekundenbruchteile zu verwirren.

Ein Angriff steht an diesem Punkt mit hoher Wahrscheinlichkeit unmittelbar bevor.

3.5 Frühzeitiges Hinzuziehen von Unterstützung

Im Idealfall sollte immer eine 2:1 Überlegenheit hergestellt werden. Bei den ersten Anzeichen für Aggressivität kann bereits Unterstützung hinzugezogen werden.

4. Verhalten bei Widerstand

4.1 Passiver Widerstand

Das aggressive Verweigern einer Maßnahme, einfaches Sperren oder Gegenziehen.

Oberstes Ziel ist die Durchsetzung der Maßnahme.

Im Normalfall kann der passive Widerstand in einer 2:1 Situation (2 Wachsoldaten pro Gegenüber) abgearbeitet werden.

4.1.1 Konsequente Arbeitsteilung

Grundvoraussetzung hierfür ist vorherige Absprache und gemeinsames Üben. Auch während dem Einschreiten muss zwischen dem Wachsoldaten kommuniziert werden.

4.1.2 Kontaktherstellung durch Kontrollgriff

Gleichzeitiger beidhändiger Griff am Oberarm durch Wache 1 und Wache 2. Stellt das Gegenüber seine Handlung allein dadurch schon ein, ist der Widerstand bereits beendet. Weitere Gewaltanwendung ist damit weder erforderlich noch gerechtfertigt. Ob eine Straftat des Widerstandes dennoch verfolgt wird muss mit einem Vorgesetzten abgeklärt werden. Die Absprache ist zu dokumentieren.

Wichtig: Bereits das Fassen des Gegenübers gilt als körperliche Gewalt.

4.1.3 Kopfkontrolle

Sollte das Gegenüber sich gegen den Kontrollgriff sperren wird die Kopfkontrolle angestrebt.

Der Körper folgt immer dem Kopf. Somit erfolgt das „Einfrieren“ der Situation bei passiven Widersetzen des Gegenübers. Für die Kopfkontrolle packt Wache 1 nach dem Ausruf "Kopf" das Gegenüber mit beiden Händen am Hinterkopf. Wichtig ist das Gegenüber nicht im Nacken zu greifen, die Kraft reicht dort für eine sichere Kontrolle aufgrund mangelndem Hebel nicht aus. Der Kopf wird an den Brustkorb von Wache 1 gedrückt und mit den Unterarmen das Herausziehen des Kopfes nach unten verhindert.

4.1.4 Harnisch oder Beinkontrolle

Harnisch:

Wache 2 bewegt sich hinter das Gegenüber und führt seinen zuvor dem Gegenüber zugewandten Arm zwischen dessen Arm und Körper durch. Die Hand wird nach oben zur dem Arm gegenüberliegenden Halsseite geführt. Dort wird sie von der anderen Hand gegriffen. Mittels Umgreifen und nach Hinten drücken des Kopfes durch Wache 1 wird das Gegenüber in Rückenlage gebracht und so destabilisiert.

Der Harnisch ist nicht als Würgetechnik gedacht und dient lediglich dem Transport oder der Vorbereitung für das zu Boden bringen.

Beinkontrolle:

Wache 2 hebt ein Bein des Gegenübers aus statt in den Harnisch zu gehen. Dient als Vorbereitung für das zu Boden bringen. Transport im Stand fast unmöglich.

4.1.5 Zu Boden bringen

Nur falls erforderlich, der Harnisch kann im Stand ausreichen um das Gegenüber abzutransportieren. Das zu Boden bringen erfolgt entweder durch Rückriss oder Ausheben von Wache 2. Alternativ kann ein Beinfeger durch Wache 1 ausgeführt werden. Zu Anfangs wird der Harnisch am Boden aufrecht erhalten.

4.1.6 Fixierung der Bewegungsachsen am Boden

Wache 1 beschäftigt sich ausschließlich mit den Beinen des Gegenübers, Wache zwei dreht das Gegenüber auf die Seite.
Ziel ist es, dass nur eine der beiden Schultern und nur eine Hüftseite liegen am Boden aufliegen. Damit wird die Bewegungsfreiheit des Gegenübers erheblich eingeschränkt. Wache 1 fixiert Beine und Hüfte, Wache 2 kontrolliert Oberkörper, Arme und Kopf. Kopf ist zwischen den Beinen von Wache 2 fixiert.

4.1.7 Fesselung

Während Wache 1 die Beine und Hüfte fixiert, kontrolliert Wache 2 den obenliegenden Arm des Gegenübers. Dafür wird mit einer Hand das Handgelenk des Gegenübers gegriffen, die andere Hand von Wache 2 wird zwischen Arm und Körper des Gegenübers durchgeführt und greift das andere Handgelenk von Wache 2. Durch heranziehen des Arms zum Körper von Wache 2 wird der Arm gesichert. Danach kann das Gegenüber auf den Bauch gedreht und der andere Arm des Gegenübers auf den Rücken dirigiert werden. Danach wird das Gegenüber durch Wache 1 gefesselt.

4.2 Angriff auf einen Wachsoldaten:

Wachsoldaten oder Dritte werden massiv körperlich angegangen.

Oberstes Ziel ist der Bewußtseinserhalt.

Die Durchsetzung der Maßnahme tritt (vorerst) in den Hintergrund, da eine nicht unerhebliche Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt.

Im Normalfall liegt zumindest in den ersten Sekunden eine 1:1 Situation vor. Angriffe geschehen so gut wie nie aus dem "Nichts". Siehe hierfür 3.4.

4.2.1 "Überstehen"

Die erste Angriffswelle kann beinahe unmöglich aktiv geblockt oder gar gekontert werden.
Um bei Bewusstsein zu bleiben muss folglich der empfindlichste Punkt, also das Gehirn, passiv beschützt werden.
Hierfür wird zuallererst der Kopf mit beiden Armen vor Schlägen oder anderer Gewalteinwirkung geschützt. Sollte das Schild bereits in der Hand sein ist natürlich dieses zu bevorzugen. Die Arme bilden als Doppeldeckung eine Art Helm, die Hände schützen die Seiten des Kopfes.

4.2.2 Handlungshoheit wiedererlangen

Nach Überwindung des ersten Schocks muss der Angriff schnellstmöglich und so effektiv wie möglich erwidert werden. Dafür sind Schläge, Tritte, Ellenbogen- und Kniestöße und Würfe am besten geeignet. Von Tritten auf Ziele oberhalb der Hüfte ist abzusehen.
Hebel und Würgetechniken sind nur bedingt sinnvoll anwendbar.
Der Bodenkampf muss unbedingt vermieden werden.

Bei schweren Angriffen mit Waffen ist natürlich von den eigenen Einsatzmitteln gebrauch zu machen.

4.2.3 Überblick verschaffen.

Sobald der erste Angriff überstanden ist muss sich ein Überblick verschafft werden um eventuelle Angriffe auf Kameraden zu erkennen und diese notfalls zu Unterstützen.

Falls Möglich sollte schon hier weitere Unterstützung hinzugezogen werden.

4.2.4 Nachkampfverhalten:

Direkt nach der Auseinandersetzung hat der Wachsoldat sich selbst und seine Kameraden auf Verletzungen überprüfen. Erste Hilfe ist gegebenenfalls zu leisten. Sanitäter und Ärzte sollten so schnell wie möglich verständigt werden. Die eventuelle Notwendigkeit einer Lichtheilung muss ebenfalls in Betracht gezogen werden. Vorgesetzte sind zu verständigen.

4.2.5 Beweissichere Festnahme und Durchsetzung der ursprünglichen Maßnahme

Nach dem Brechen des Widerstands tritt die Strafverfolgung und Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung wieder in den Vordergrund.

5. Nachbereitung

Nach der Widerstandshandlung sollte das Vorgehen geprüft und nachbesprochen werden. Fehler müssen genannt werden, damit diese abgestellt werden können.

Nach besonders traumatischen Erlebnissen muss insbesondere durch Vorgesetzte auf die geistige Stabilität der Wachsoldaten geachtet werden. Dies soll nich als Schikane verstanden werden. Ein ehrliches Gespräch über das Befinden des Wachsoldaten ist jedoch das Mindeste. Traumatisierten Wachsoldaten sollten bei der Kriesenbewältigung unterstütz werden.


Il Praktischer Teil:

1. Allgemeines:

Die eigentliche Übung beinhaltet eine Strategie- und Technikvermitt- lung. Diese zwingt den Übungsteilnehmer folgerichtig das Erlernte anhand im Vorfeld festgelegter „Widerstandsgrade“ unter starker körperlicher Be- lastung abzurufen und umzusetzen. Zudem absolvieren die Teilnehmer eine Vielzahl von Szenarien, bei denen die Kommunikation mit dem Gegenüber besondere Berücksichtigung findet. Aufgrund dieser inhaltlichen und methodischen Ausrichtung erlangt der Teilnehmer eine Erhöhung seiner persönlichen Stressresistenz und lernt seine eigenen physischen und psychischen Grenzen besser kennen.

Die im Folgenden vorgestellten Übungen stellen nur einen kleinen Teil der Übungsmöglichkeiten dar. Der Kreativität bei der Entwicklung von Leibeskräftigungen und Szenarien sind keine Grenzen gesetzt.

Nach einer gewisser Zeit des Einschleifens der reinen Übungen können Szenarios die allgemeine Leistungsfähigkeit der Wachsoldaten weiter steigern.

Oberstes Ziel von Übung ist die Steigerung der Einsatzfähigkeit des Wachsoldaten im einzelnen sowie der Einheit an sich.

Verletzungen sind daher kontraproduktiv und zu vermeiden. Das Tragen geeigneter Schutzausrüstung, das Befolgen der Anweisungen des Übungsleiters und Handeln mit Verstand sind daher Pflicht.

2. Aufwärmen:

Zu Beginn der Übung müssen sich die Teilnehmer aufwärmen. Geeignet hierfür sind lockere Laufeinheiten und die "spielerische" Heranführung an eine körperliche Auseinandersetzung.

Möglichkeiten wären Schattenboxen, lockere Partnerübungen wie der Clinch-Drill (hilft bei der späteren Kopfkontrolle) oder der Schwimmdrill.

Auch ein Leichtkontaktkampf mit Beschränkungen (Angriffe nur mit der Linken/Nur gerade Schläge etc.) sind eine Möglichkeit.

Bei genügend Teilnehmern sind Kampfspiele eine hilfreiche und motivationssteigernde Alternative zu traditionellen Aufwärmübungen. Besonders geeignet ist das "Worgen-Spiel" und die "Hauptmannsentführung". Neben der rein körperlichen und geistigen Belastung erfordern und schulen diese Spiele auch das Zusammenwirken in der Gruppe.

Ziel des Aufwärmens ist, die Teilnehmer auf das Folgende vorzubereiten und das Verletzungsrisiko zu senken. Es ist weder sinnvoll noch hilfreich die Teilnehmer bereits jetzt an ihre körperliche Grenze zu führen.

3. Techniktraining:

Während dem Techniktraining ist zu Anfangs das Stressniveau und der Widerstand des Übungspartners niedrig zu halten. Trainiert werden die einzelnen Handgriffe beim brechen eines passiven Widerstands als auch die grundlegenden Schlag und Trittübungen an Schlagkissen. Mit fortschreitenden Lernerfolgen kann das Stressniveau und der Widerstand gesteigert werden.

4. Szenarios:

Kurze Szenarios können dabei helfen die Techniken zu festigen. Sowohl das zu Boden bringen und Fesseln eines Widerständlers in Zweier-Gruppen, als auch das Befreien aus einer Angriffsituation gehören in diesem Bereich.

5. Stressdrills:

Der Teilnehmer wird körperlich und mental unter erheblichen Druck gesetzt, ehe er sich einer Übungssituation stellen muss. Das Ziel ist die Erhaltung höchstmöglicher Professionalität und das sichere Abarbeiten der gestellten Aufgabe. Die für die Lösung von Konflikten im Hochstressbereich erforderlichen mentalen Fähigkeiten wie Durchaltevermögen, Aggressivität und das Überwinden von Angst und Schmerzen, werden hier besonders gefördert.

Die Aufgabe kann zum Beispiel das Brechen eines schweren Widerstands oder die Verteidigung eines Kameraden gegen multiple Angreifer bedeuten.

Hier ist vom Übungsleiter besondere Vorsicht gefordert um "einbrechende" Teilnehmer möglichst schnell "aufzufangen".

6. Kampfübungen:

Der kontrollierte waffenlose Kampf, sowohl im Stand als auch am Boden, steigert die allgemeine Kampfkraft des Übungsteilnehmers in diesem Bereich besonders.

Hier ist insbesondere darauf zu achten, dass die Teilnehmer sich nicht gegenseitig in die Kämpfe hineinsteigern um Verletzungen zu verhindern.

Auch Waffenübungen können eingebaut werden. Diese werden jedoch aufgrund ihrer Komplexität zu Anfang besser isoliert in eigenen Übungen unterrichtet. Später können Waffen auch bei waffenlosen Kampfübungen eingebaut werden.

7. Abschluss:

Am Ende der Übung ist es sinnvoll, dass sich die Teilnehmer dehnen und noch Zeit für die Beantwortung von Fragen bleibt.

8. Möglicher Ablauf der Übung, Zeitansatz 75 Minuten:

Aufwärmen: 20 Min

- Warmlaufen
- Lockerungen
- Schattenboxen
- Schwimmdrill
- Hauptmannsentführung

Techniktraining Harnisch: 10Min

- Übergang von Kontrollgriff über Kopfkontrolle zum Harnisch in Dreier-Gruppen


Techniktraining Fesselung: 10 Min

- Übergang vom Harnisch zum Ablegen zur Fesselung in Dreier-Gruppen

Techniktraining Standkampf: 10 Min

- Pratzenarbeit
- Deckungsarbeit

Szenario: 10 Min

- Durchsetzung Gewahrsamnahme eines Gegenübers durch Zweier-Gruppe

Stressdrill: 5 Min

- 3 Minuten aufbauen von extremen Druck durch Erschöpfungsübungen, anschließendes Verteidigen eines "verwundeten" Kameraden

Abschlussbesprechung und Ausdehnen: 10 Minuten

- kann zeitgleich geschehen

Ill Quellenverzeichnis:

- Strafgesetzbuch Sturmwinds

- Ausbildungshandbuch, zweites Wachregiment

- Übungsleiterhandbuch Nahkampf, erstes Wachregiment

- Leitfaden des Eigenschutzes, erstes Wachregiment

- Der kleine Wachenhelfer. Von der Mannschaft für die Mannschaft, von Hauptgefreiten a.D. Aufsprecher

- Psyche des Straftäters, Ausarbeitung von Leutnant Wolfrum

IV Erklärung:

Der Unterzeichner erklärt hiermit ehrenwörtlich, dass er die
Ausarbeitung eigenständig und ohne fremde Hilfe angefertigt hat.

Jegliche Quellen sind im Quellenverzeichnis genannt.

Dem Unterzeichner ist bewusst, dass eine falsche Erklärung disziplinarische Konsequenzen nach sich ziehen wird.


gezeichnet:

Sturmwind, den 21.10.

Obergefreiter G. Hedloff